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Fünf Poker Jahre: 2006 und 2011 im Vergleich

Ich bin auf 2+2 auf diesen witzigen Thread gestossen, in dem die Pokerjahre 2006 und 2011 miteinander auf witzige Weise verglichen werden. Ich habe die Sprüche von Goertsy und anderen Postern hier frei auf Deutsch übersetzet und mit eigenen Sprüchen ergänzt.

Ich selbst habe ja erst im Sommer 2007 mit Pokern angefangen, so gesehen fehlen mir 1.5 Jahre. Ich denke aber dennoch, dass sehr vieles an diesen witzigen Sprüchen leider wahr ist. Wenn Du selbst eine weitere Aussage weisst, dann hinterlasse sie doch als Kommentar.

 
Anzahl Fische
2006: Es ist an der Zeit, die Session zu beenden, da sind ja nur noch 2 Fische pro Tisch.
2011: Donnerwetter, da sind gleich zwei Fische an meinem Tisch, da muss ich sofort einen Screenshot machen!

 

Tisch Auswahl
2006: Was, nur 50% sehen sich den Flop an? Der Tisch ist mir zu tight
2011: Wow, ganze 20% sehen sich den Flop an, da muss ich sofort auf die Warteliste

 

Grosse und kleine Gewinne
2006: Hehe, ich habe ihn gestacked.
2011: Cool, ich habe seinen Blind gestohlen. Ich weiss gar nicht mehr wie es sich anfühlt, jemanden zu stacken.

 

Regel-Kenntnisse
2006: Was ist stärker, eine kleine Strasse oder ein Drilling? Warum habe ich mit meiner Strasse König-Ass-2-3-4 verloren? Was ist besser, Herz-Ass oder Pik-Ass?
2011: Wenn wir zu dritt in einem Turnier All-In sind und der Chipleader mit Trips gewinnt, auf welche Plätze kommen der andere Verlierer und ich?

 

Poker Tracking Software
2006: Was bedeutet ptbb/100 im Pokertracker 2?
2011: Soll ich mir nur die Fold to 3-Bet Stat im Holdem Manager HUD anzeigen lassen oder lieber gleich Fold_vs_3b.CO.IP?

 

Rechtfertigungen der Fische
2006: Aber es war doch suited!
2011: Immerhin habe ich meinen Bonus gleich gecleart, und in drei Tagen ist Zahltag

 

Multitabling
2006: Es hat eine Weile gedauert, aber mittlerweile kann ich 4tabling betreiben ohne allzu oft auszutimen
2011: Hat es jemand geschafft, einen dritten Monitor am PC anzuschliessen? Ich möchte drauf TV schauen, denn 24tabling ist eine langweilige Sache

 

Schwierigkeitsgrad
2006: Die Spiele werden immer thougher. Vor drei Jahren war das Niveau auf NL100 mit dem heutigen NL25 vergleichbar.
2011: Die Spiele werden immer thougher. Vor drei Jahren war das Niveau auf NL100 mit dem heutigen NL25 vergleichbar.

 

Varianz
2006: So ein ausserordentliches Pech, jetzt habe ich zwei Sessions hintereinander Minus gemacht.
2011: So ein ausserordentliches Glück, jetzt habe ich zwei Sessions hintereinander Plus gemacht.

 
Limits
2006: Das tiefste Cash Game bei Pokerraum XY ist NL 25, die Spieler sind sehr schwach.
2011: Das tiefste Cash Game bei Pokerraum XY ist NL 2, die Spieler sind sehr stark.

 

Post-Flop Strategie
2006: Gegen einen Gegner immer eine Continuation Bet machen
2011: Gegen einen Gegner immer 3-Barreling betreiben

 

Limits
2006: Wenn ich nicht ständig Coinflips verlieren würde, dann könnte ich locker NL 1000 crushen
2011: Wenn ich nicht ständig Coinflips verlieren würde, dann könnte ich locker NL 50 crushen

 
Equity
2006: Was, ich habe nur 60% Equity? Easy Fold, ich will meinen Stack doch nicht riskieren
2011: Was, ich habe ganze 50.01% Equity? Insta-Call

 

Bankroll Management
2006: Kann ich mit 500$ die 50+5$ Sit’n Go Turniere spielen?
2011: Kann ich mit 500$ die 5+0.50$ Sit’n Go Turniere spielen?

 
Gratis Geld zum Pokern
2006: Melde Dich bei Pokerstrategy an, da erhältst Du 5$ geschenkt
2011: Melde Dich bei Pokerstrategy an, da erhältst Du 50$ geschenkt plus 27% Rakeback bei Full Tilt Poker

 
Prognose
2011: Ich wünschte ich hätte schon im 2006 mit online Poker angefangen.
2016: Ich wünschte ich hätte schon im 2011 mit online Poker angefangen.

 
Kommt Dir ein weiterer Spruch in den Sinn? Dann schreib ihn doch jetzt auf!
 

Vergleich Poker spielen vs. Forex Trading

Ich blicke wieder über den Tellerrand „Poker“ hinaus. Ich hatte schon früher eine Serie zum Thema Poker vs. Casino geschrieben. Nun widme ich mich dem Thema Forex – ein Begriff, den ich vor einem Jahr noch nicht kannte und der Dir vielleicht auch neu ist. Ich erkläre deswegen zunächst kurz, was Forex Trading ist. Und danach gehe ich auf die Gemeinsamkeiten zwischen Poker und Forex ein. Und es ist erstaunlich: So unterschiedlich ein Kartenspiel und der online Devisenhandel auf den ersten Blick sein mögen, so viele Gemeinsamkeiten finden sich beim näheren hinschauen.

Was ist Forex Trading?

Der Begriff Forex stammt aus dem Englischen und ist die Abkürzung für „Foreign Exchange“, zu Deutsch Devisenmarkt. Mit einem täglichen Volumen von 4 Billionen US-Dollar ist das der grösste und liquideste Markt weltweit. Und daran kann man als privater Anleger – oder wollen wir es lieber Zocker nennen? – von seinem Wohnzimmer aus teilnehmen. Der Handel ist sehr einfach: Du wettest z.B. darauf, dass der Yen gegenüber dem Euro abwertet. Also verkaufst Du Yen und kaufst gleichzeitig Euros. Das kannst Du bei einem Forex Broker mit wenigen Mausklicks erledigen, denn dort werden jeweils Währungspaare, wie eben z.B. EURO/Yen, gehandelt.

Poker und Forex Trading: Gemeinsamkeiten

Wie gesagt, die Gemeinsamkeiten sind trotz der völlig verschiedenen Themen hoch.

Rund um die Uhr pokern – oder eben handeln

Online Poker ist 7x24h möglich. Du kannst jederzeit online gehen und eine Runde zocken. Beim Forex Trading ist es fast so. Du kannst weltweit rund um die Uhr an 6 Tagen die Woche traden (anders als wenn Du z.B. Aktien an der Börse kaufen willst, hier musst Du die Öffnungszeiten beachten). Somit ist gleich wie bei Poker das Suchtpotenzial hoch – aber auch die Flexibilität gross. Gerade wer als Hobby-Trader versucht, sich ein wenig Geld nebenbei zu verdienen, wird es schätzen, dass er auch abends oder nachts online Handeln kann – und seine Aufträge innert Sekunden abgewickelt werden.
Leverage: Geringer Einsatz, hoher möglicher Gewinn
Beim Forex Trading werden Fremdwährungen allesamt mit einem Hebel getradet. D.h., anders als wenn Du US-Dollars am Bankschalter für Deine nächste USA Reise holst, und den Gegenwert 1:1 in Euros bezahlen musst, kommt beim FX Handel ein hoher Hebel zum Einsatz. Üblich ist 200:1. Du kannst somit mit 500 Euros Einsatz ganze 100‘000 Euros bewegen. Wenn Du auf die falsche Währung wettest, ist Dein Einsatz von 500 Euro aber sehr schnell weg. Und genau dasselbe kennen wir doch vom online Poker, von den Turnieren! Du kannst mit wenig Einsatz um ein Preisgeld von einer Million spielen. Und ein Bad Beat zu viel, und Dein Einsatz ist verloren.

Varianz und Bankroll Management

Wegen dem Leverage ist die Varianz beim Forex Trading hoch (und dass die Varianz beim Pokern hoch ist, wird ja wohl niemand bestreiten). Deswegen ist genauso wie beim Pokern ein sauber eingehaltenes Bankroll Management wichtig, um die Wahrscheinlichkeit, „broke“ zu gehen, möglichst gering zu halten. Es ist im Prinzip genau gleich: Wenn man 50% seines Geldes auf einen einzigen Trade setzt (oder sich mit 50% seiner Bankroll ein einziges, teures Buy-In leistet), dann geht man auf lange Sicht praktisch sicher broke. Wenn man nur 5%, oder besser nur 1% seiner Bankroll pro Trade (oder eben pro Buy-In) riskiert, dann wird man auch mehrere schlecht gelaufene Trades gut verkraften können.

Die meisten verlieren Geld

Ich habe nirgends verlässliche Zahlen zum Forex Trading gefunden (und zum online Poker gibt es das ja auch nicht), aber ich bin mir sicher, dass auch beim FX Handel keine 10% der Trader langfristig Gewinn machen. Denn es ist ja gleich wie beim online Poker: Man „spielt“ gegen andere Personen. Was die eine Person gewinnt, muss die andere zwingend verlieren. Und so wie es beim online Poker „Multitabling Regs“ gibt, so gibt es halt im Forex Handel die professionellen Händler, die mittels automatischen Handelssystemen ein Vielfaches dessen umsetzen, als was ein Amateur-Trader bewegt. Und eines ist sicher: Wenn überhaupt jemand Gewinn macht, dann vornehmlich diese Profis. Somit wird der Gewinn auf eine relativ kleine Gruppe von Tradern konzentriert.

Und dann ist ja noch der „Rake“. Beim FX Handel wird dies Spread genannt – die Differenz zwischen Ankaufspreis und Verkaufspreis eines Devisenpaars. Zwei Trader, die gleich gut sind und ständig nur mit sich selbst traden würden, hätten wegen diesen Gebühren irgendwann deswegen kein Geld mehr. Das gleiche würde passieren, wenn zwei gleich starke Poker Profis sehr lange Heads-Up auf tiefen Limits gegeneinander spielen würden – irgendwann hätte der Rake ihre Stacks auf 0 reduzuiert.

Demokonto

Ja, auch beim Forex Handel werden Neukunden mit einem kostenlosen Demokonto angelockt. So wie man um Spielgeld pokern kann, kann man auch mit einem Demokonto online Devisen handeln. Allerdings mit einem Unterschied: Beim FX Trading handelt man unter realen Bedingungen. Anders also als bei Freerolls oder Playmoney Tischen kann man seine Strategien wirklich im „richtigen“ Markt austesten!

Ich persönlich kann dem online Devisenhandel nicht viel abgewinnen und habe auch noch nie Geld bei einem Forex Broker einbezahlt. Wenn Dich das Thema aber reizt, dann kannst Du z.B. einen Forex Vergleich wie www.forexvergleich.org konsultieren und dann bei einem Broker ein kostenloses Demokonto eröffnen, um das ganze einmal ohne Risiko auszuprobieren.

Hast Du Erfahrungen mit dem Forex Handel? Dann hinterlasse doch jetzt einen Kommentar dazu!

Der Poker Profi geht fremd: Poker vs Casino #3

Das ist bereits der dritte Teil meiner Fremdgeh-Serie. Wobei mit Fremdgehen nicht ein Seitensprung gemeint ist, sondern ein Blick über den Zaun in die andere grosse Gambling-Industrie, Casinos. Nach dem ersten Teil (Was ist beliebter, Poker oder Casino?) und dem zweiten Teil (Varianz bei Poker und Roulette) folgt nun im dritten Teil die Betrachtung einer typischen Casino-Seite.

Ich habe mir mal eine Webseite rausgesucht, die vergleichbar ist mit denjenigen, die ich aus der Pokerindustrie kenne. Meine Wahl ist auf CasinoSpielen.de gefallen, einer Webseite mit Angeboten zu allem, was man in einem Casino spielen kann. Dazu gehören natürlich online Black Jack, Roulette, Spielautomaten (die Web-Versionen der Einarmigen Banditen) und auch hierzulande (zumindest mir) weniger bekannte Spiele wie Craps, Baccarat oder Pai Gow.

Kurz bevor ich auf den Link zur Seite von CasinoSpielen.de gegangen bin, habe ich mir überlegt, wie wohl jemand auf einen solchen Namen kommen kann. Viel treffender wäre ja „Im-Casino-spielen.de“ oder noch besser: CasinoSpiele.de gewesen. Naja, letztere Domain ist schon seit 2002 reserviert, und wird leider immer noch nicht genutzt (respektive leitet zu einer Rechenzentrums-Firma um, die sich diese Domain wohl geschnappt hat). Da kam CasinoSpielen.de über drei Jahre zu spät. Naja egal, ich darf da nichts sagen, der Domainname für meine Sit and Go Poker Strategieseite ist rückwirkend betrachtet auch alles andere als der Knüller und ich würde heute anstelle einer reinen Sachbezeichnung eine Domain wählen, die das Potenzial hat, sich zu einer Marke zu entwickeln.

Aber zurück zur Casino-Seite. Als erstes fiel mir auf, dass praktisch jede Seite mindestens eine Tabelle mit Bonus-Angeboten enthält, wie z.B. diese Seite mit No Deposit Bonus Angeboten. Soweit also alles genau gleich wie bei online Pokerseiten ;-).

Dort  fiel mir dann weiter auf, dass ich keinen einzigen Namen aus der Top-5-Liste kannte. Ich hätte hier vermutet, dass die gleichen Namen, wie wir sie vom Poker her kennen, auf der Liste vertreten sind (Party, BWIN etc.). Dann ein Blick auf die Bonus-Angebote: Die variieren zwischen 20$, 25$, 30$ und …1500$ Bonus – eine rechte Spanne. Da frage ich mich dann schon, wer sich für 20$ anstelle von 1500$ entscheidet. Ansonsten ist die Tabelle gleich aufgebaut wie bei Pokerraum-Vergleichsseiten, mit Anbieter, Bewertung, Bonus in Prozent und in Dollar sowie Links zur Rezension und direkt zur Webseite des Casinos. Wie treffend die Bewertungen sind, kann ich als Aussenstehender nicht beurteilen. Anhand der Rezensionen sind diese allerdings nicht vollumfänglich nachzuvollziehen – dazu sind die Reviews zu kurz gefasst. Hier eine weitere Brücke zum online Poker: Wenn Du auf eine Seite mit Bewertungen von Pokerräumen stösst, und dort sind zehn Räume aufgelistet, aber PokerStars und Full Tilt Poker (die beiden Marktführer mit insgesamt 60% Marktanteil) fehlen auf den Podestplätzen (oder ganz auf der Liste), dann weisst Du, dass sich die Bewertung nur danach richtet, welche der Pokerseiten die höchste Provision bezahlt…

Natürlich fehlt auf der Casino-Seite auch nicht die „Strategie-Artikel“-Sektion. Wobei sich bei mir schon alleine beim Lesen von „Casino Strategie“ die Haut auf der Stirn runzelt. Wie soll man bei einem Spiel, dessen Spielregeln das Casino bevorteilen, Strategien anwenden?

Ein paar Möglichkeiten kommen mir spontan in den Sinn

  • Bankroll-Management („nur am Anfänger-Tisch spielen und immer nur den Mindestbetrag setzen, damit das Geld möglichst lange reicht“)
  • Verdoppelungs-Strategie (immer auf „rot“ setzen und wenn man verliert, den Einsatz verdoppeln; funktioniert in der Theorie, in der Praxis aber nicht mehr, weil man nur noch ca. 6x verdoppeln kann (die Roulette-Tische haben Mindest- und Maximaleinsätze, also nichts von „No Limit“))
  • Kartenzählen (beim Blackjack hat das früher geklappt, wenn man ein Top-Gedächtnis hatte; das geht heute nicht mehr, weil mit mehreren Kartendecks gespielt wird)
  • Jackpot-Rush (ich nenne das jetzt mal so, ich meine damit, dass man nur dort spielt, wo der Jackpot auf einen Betrag deutlich über dem Durchschnitt angewachsen ist)
  • Casinowhoring (Anleitung zum Freispielen von Bonus-Angeboten, kann je nach Angebot +EV sein)

in den Sinn. Es gibt dann tatsächlich nebst Regeln, Bankroll Management und Wahrscheinlichkeiten ein paar Strategie-Artikel, die ich allerdings mit Vorsicht geniessen würde. Oder was sagst Du zu diesem Satz aus Haralds Casino Blog-Eintrag mit dem Titel „Für den Profi“:

„Hier für den erfahrenen Profi die Verteilung der Transversale Simpel für alle Nebennummern, sowie Dichten und Transversale Simple für Finalen, Spiel 7/9, Spiel 3/4. Druckt euch diese Zahlenflut aus und nehmt sie als Unterstützung mit in das Casino. Beherzigt immer, wenn ihr mit den Gedanken des Croupiers spielt, befindet ihr euch auf jedem Fall im statistischen Vorteil.

NEBENNUMMERN

35 3 26 0 32 15 19
1-6=1 4-9=0 7-12=0 10-15=1 13-18=1 16-21=1  19-24=1 22-27=1  25-30=1 28-33=1 31-36=2 1_3-34_36=2“

Also ich versteh die Aussage nicht. Aber ich bin mir sicher, dass selbst wenn ich die Aussage verstehen würde, sie schwachsinnig wäre. Es gibt keinen statistischen Vorteil, und man kann beim Roulette langfristig nicht gewinnen. Da helfen auch keine Transversalen, Nebennummern und Tabellen mit Zahlen. Und deswegen kann ich dem Spielen in Casinos auch nichts abgewinnen. Was mich nicht abhält, ein bis zweimal pro Jahr doch hinzugehen: Dazu ist das Angebot, bei dem man für einen geringen Geldbetrag einen Willkommensdrink, Zugang zum „All you can eat“-Buffet, den Eintritt sowie ein paar Echtgeld-Chips erhält, einfach zu gut. Und den Spass hole ich mir dann nicht beim Zocken am Roulette-Tisch, sondern beim Beobachten der Leute am Roulette-Tisch.

Hast Du einen weiteren Tipp, über was ich in der Serie „Der Poker Profi geht fremd“ schreiben könnte? Dann hinterlass doch einen Kommentar – mir sind nämlich mit diesem dritten Teil gerade die Ideen ausgegangen!

Der Poker Profi geht fremd: Poker vs Casino #2

Im ersten Teil dieser Serie habe ich geschaut, was beliebter ist, Poker oder Casino? Diesen Teil hier widme ich der „Varianz“. Obwohl Varianz eigentlich die mathematische Berechnung der Streuung einer Zufallsvariable um ihren Erwartungswert ist, so verstehen Pokerspieler darunter doch etwas anderes: Schwankungen der Ergebnisse, insbesondere eine unerwartete Anhäufung von Verlusten.

Und um Verluste geht es auch beim beliebtesten Casino-Spiel, bei Roulette. Schliesslich spielt man gegen die Spielbank, und was der eine (der Spieler) verliert, gewinnt der andere (die Bank). Dabei ist Roulette ein recht faires Spiel: Der Vorteil der Bank liegt bei nur 1/37, wenn man auf die einfachen Chance wie rot, schwarz, gerade oder ungerade setzt.

Wenn Du die Roulette-Regeln nicht kennst: Bei Roulette gibt es 37 Felder mit den Zahlen von 1-36 (davon ist die Hälfte schwarz, die andere Hälfte rot) sowie einer grünen „0“. Setzt Du 10$ auf rot und fällt die Kugel auf eine rote Zahl, dann gewinnst Du 10$ (Du erhältst also 20$ zurück). Fällt die Kugel auf eine schwarze Zahl, dann ist Dein Einsatz weg. In einem von 37 Fällen fällt die Kugel auf die Null, in diesem Fall verlierst Du Deinen Einsatz, wenn Du auf eine einfache Chance gesetzt hast.

Varianz bei Poker

Ich habe auf meiner Poker Strategie Webseite ausführliche Analysen zur Varianz bei Poker (Sit and Go-Turniere und Heads-Up/Double or Nothing) veröffentlicht. Schauen wir uns deswegen die Resultate der Simulationen zur Varianz beim Glücksspiel Roulette an.

Varianz bei Roulette

Ich habe ein paar Simulationen zur Varianz bei Roulette laufen lassen. Dabei war die Ausgangslage immer dieselbe: Ein Spieler setzt 10$ auf eine einfache Chance (es ist egal ob das rot, schwarz, gerade Zahl oder ungerade Zahl ist). In 18 von 37 Fällen gewinnt er, in 19 von 37 Fällen verliert er. Sein Erwartungswert in Prozent des Einsatzes, sein ROI, beträgt also -1/37= -2.7%. Das ist übrigens deutlich besser als der ROI eines durchschnittlichen SNG-Spielers: Bei einem Rake von 10% beträgt dessen ROI -9.1%!

Bei einem Einsatz von 10$ verliert unser Roulette-Spieler also durchschnittlich 2.7% seines Einsatzes pro Runde, eine Teilnahme kostet ihn also 0.27$. Bei 1000 Roulette-Runden wären das also 270$ Verlust. Ich habe nun 10‘000 Simulationen laufen lassen, bei denen ein Spieler jeweils 1‘000 Einsätze tätigt. Im Schnitt macht er die errechneten 270$ Verlust. Im besten der 10‘000 Fälle hätte der Spieler aber auch fast 1‘000$ Gewinn (10% ROI) machen können. Und im schlechtesten Fall fast 1‘500$ Verlust (-15% ROI).

Wie sieht die Wahrscheinlichkeitsverteilung bei Roulette aus? Bei 100 und 500 Einsätzen ergibt sich folgendes Bild:

Du siehst dass die Kurve selbst bei 500 Spielen noch sehr breit ist – im Sinne von „alles ist möglich“. Die Standardabweichungen (Quadratwurzel der Varianz) sehen wie folgt aus:

Lesebeispiel: Wenn ein Spieler 1‘000 mal auf rot setzt, dann sein ROI im Durchschnitt bei minus 2.7% liegen. Die Standardabweichung bei 1‘000 Spielen beträgt 3.2%. In 68% der Fälle, in denen er 1‘000 mal hintereinander spielt, wird er also einen ROI zwischen minus 5.9% und plus 0.4% erzielen. Daraus folgert sich, dass er in etwa einem Sechstel aller Durchgänge à 1‘000 Spiele sogar ein Plus verzeichnen wird. Und wer setzt schon 1‘000 mal im Roulette? An einem Abend schafft man vielleicht 100 Einsätze (grob geschätzt, hier hab ich keine Ahnung).

Was sagt uns das? Die Varianz beim Roulette ist gross. Es ist halt ein ziemlich faires Glücksspiel, bei dem man im Schnitt nur 2.7% seines Einsatzes verliert, wenn man auf die einfachen Chancen setzt. Das ist trügerisch: Es gibt dann Leute, die an einem Abend „Glück“ hatten (was sehr wohl möglich ist) und dann meinen, eine „Glückssträhne“ zu haben oder ein „Roulette-System“ entwickelt zu haben. Alles Schwachsinn natürlich – sie haben halt nur mal die positive Seite der Varianz erlebt!





Poker Tags: varianz

Der Poker Profi geht fremd: Poker vs Casino #1

Nach dem grandiosen Leser-Feedback auf meine Serie „25 User fragen – der Poker Profi antwortet“ (bisher haben sich zwei Besucher erbarmt, einen Kommentar zu hinterlassen…) bin ich TOP-motiviert, eine weitere Serie zu starten. Vielleicht erhalte ich dazu ja mehr Feedbacks (was ja nicht schwierig sein dürfte ;-)

Casino und online Poker sind miteinander sehr verwandte Industrien. Die eine dreht sich um Glückssspiele wie Roulette, Black Jack und Slots, die andere verdient ihr Geld mit einem Geschicklichkeitsspiel mit *einigen* Glücksspiel-Elementen. Die meisten online Pokerräume, mit Ausnahme von Stars und Full Tilt, bieten nebst Poker auch einen Bereich Casino an (in dem man seine hart erspielten $$$ gleich wieder verzocken kann). Gute online Casinos sind z.B. PartyCasino und Winner Casino – beides auch Pokerseiten. Auf der anderen Seite gibt es auch viele reine online Casinos, die dann aber nur das Glücksspiel Video Poker als einigermassen gemeinsamen Nenner haben. Und ja, und beide Industrien werden unter dem Oberbegriff „Online Gambling“ zusammengefasst.

Gründe genug also, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von online Casinos und online Poker näher anzuschauen. Im ersten Teil dieser Serie widme ich mich der Frage:

Was ist beliebter: Casino oder Poker?

Ich versuche dabei die Popularität der beiden Spiel-Industrien miteinander zu vergleichen. Zugegeben, die Auswahl der Kriterien basiert nicht auf wissenschaftlichen Grundlagen. Aber zumindest sollte der Vergleich einen gewissen Unterhaltungswert bieten. Übrigens noch als Anmerkung: Es gibt eine Webseite, die versucht, möglichst alle Fragen zu beantworten, die Casinospiele betreffen; Du findest sie hier.

Anzahl Suchresultate bei Google.de

Vergleicht man die Anzahl Treffer bei Google.de nach den beiden Suchbegriffen, dann ergibt sich ein sehr ausgewogenes Bild mit einem kleinen Vorteil für Poker:

  • Casino: 111 Millionen Treffer
  • Poker: 112 Millionen Treffer

Somit steht es: Casino 0, Poker 1

Anzahl Suchresultate mit dem Wort „Blog“ bei Google.de

Sucht man nach Blogs, so ist es nicht erstaunlich, dass deutlich mehr Poker Blogs vorhanden sind. Kein Wunder, beim Pokern hat man zumindest eine faire Chance, Gewinn zu erzielen, im Gegensatz zu den reinen Glücksspielen. Und wer will schon darüber bloggen, wie er jedes Wochenende Geld verspielt?

„Casino Blog“: 324‘000 Treffer

“Poker Blog”: 586’000 Treffer

Zwischenstand: Casino 0, Poker 2

Google Insights for Search

Nach was wird häufiger gesucht? Das lässt sich mit Google Insights for Search herausfinden. Dabei ergibt sich folgendes Bild für die weltweite Suche nach den beiden Begriffen von 2004 bis Mitte 2010:

Möglicherweise wirst Du Dich jetzt fragen, was denn Ende 2006 los war, als die Suchabfragen bei Google nach „Casino“ diejenigen nach „Poker“ überstiegen. Sicher erinnerst Du Dich an den James Bond-Film „Casino Royale“ – der Film kam Ende 2006 ins Kino!

Zwischenstand: Casino 0, Poker 3

Google News Suche (im letzten Monat)

Als nächstes habe ich geschaut, wie häufig die Begriffe in der Google News Blogsuche vorkommen. Das Resultat ist ausgeglichen:

Casino: 20‘422 Treffer. Die Resultate enthalten aber viele Einträge, die gar nichts mit Casino zu tun haben, wie z.B. folgendes Resultat zeigt: „Der britische Schauspieler Daniel Craig, der durch seine Rolle des James Bond in den beiden Filmen Casino Royale zu Weltruhm kam“

Poker: 12‘517 Treffer, aber auch hier gibt es viele Treffer, die nichts mit Poker zu tun haben, wie z.B. „Fussballclub XY steigt in Poker um Spieler Z ein“ oder „Poker Face Sängerin Lady GaGa“.

Weil „Poker“ umgangssprachliche wohl häufiger genutzt wird als Casino und der Begriff sowieso hinten liegt, gebe ich hier mal einen Punkt für die Casinos.

Zwischenstand: Casino 1, Poker 3

Anzahl Bilder bei bing.com

Überraschung : Casino liegt auch hier vorne. Und zwar bei der Bilder-Suche bei Bing. Dort gibt es rund eine Million mehr Casino-Bilder als Poker-Bilder zu finden:

Casino: 6.22 Millionen Bilder

Poker: 5.03 Millionen Bilder

Zwischenstand: Casino 2, Poker 3

Alexa – meistbesuchte Webseiten

Alexa ist ein Dienst, der die Beliebtheit von Webseiten (nach Anzahl Besuchern weltweit) misst. Dabei ist Casino.com auf Platz 2‘009, während Poker.com erst auf Platz 67‘792 folgt. Diese Auswahl ist ziemlich willkürlich, denn die Casino-Seite gehört auch einem online Casino, während die Poker-Seite lediglich ein Poker-Portal ist.

Interessanter wird es, wenn man die beliebtesten Seiten überhaupt durchgeht. Nach längerem blättern fand ich schliesslich auf Platz 159 die erste Gambling-Domain: PartyPoker.

Zwischenstand: Casino 2, Poker 4

Anzahl Berufsspieler

Jetzt wird’s ungerecht: Da man als Spieler in Casinos mit legalen Mitteln nicht gewinnen kann, und ich als professionellen Spieler nur jemanden bezeichne, der mit seiner Profession (Beruf) auch Geld verdient, gibt es nach dieser Definition keinen einzigen Casino-Berufsspieler (was es mir nebenbei erspart, die Anzahl Poker-Berufsspieler zählen zu müssen).

Wir kommen somit zum Endstand: Casino 2, Poker 5. Poker ist also weltweit beliebter als Casino.

Im nächsten Blogbeitrag der Serie „Der Poker Profi geht fremd: Poker vs. Casino“ analysiere ich die Varianz beim Roulette und ziehe Parallelen zur Varianz beim Pokern. Abonniere doch den RSS-Feed um zu sehen, wann der Teil 2 live geht! Auf bald!