Online Poker: Estland legalisiert das Pokern

Die Regierung von Estland hat beschlossen, Online Poker zu legalisieren. Damit will das Land seine Steuereinnahmen erhöhen. Fürs 2010 hat die Firma „Olympic Casino Group“ das Monopol erhalten, ab 2011 sollen auch ausländischen Anbieter auf den Markt kommen dürfen.

Ist das für uns Pokerspieler gut oder schlecht?

Ich bin der Meinung, dass eine Legalisierung einige Vorteile bringt. Es hebt das Ansehen unseres Sports und schafft endlich Klarheit, da wir uns in den deutschsprachigen Ländern in einer rechtlichen „Grauzone“ bewegen.

Leider bringt die Legalisierung von Online Poker auch zwei gewichtige Nachteile mit sich:

Problem 1: Zu grosse Fragmentierung des Pokermarktes

Estland wählte offenbar das gleiche Modell wie Italien. Italiener dürfen nur auf italienischen Pokerseiten spielen. Während in allen anderen Ländern online Pokerspieler gegen Spieler aus der ganzen Welt spielen, ist Italien und offenbar neuerdings auch Estland von der übrigen Welt abgeschottet. Dies fragmentiert den Pokermarkt viel stärker: Wenn Pokerräume nur noch national im Geschäft sein können, dann wird das Spieleraufkommen pro Pokerraum viel geringer werden: Wie bitte soll Estland mit 1.3 Mio. Einwohnern auf die kritische Masse an Pokerspielern kommen, damit man noch 10 Tische mit Buy-Ins von 10$ und höher multitablen kann? Auch grosse Turniere, z.B. mit garantierten Preisgeldern von über 100’000$, werden in Estland der Vergangenheit angehören, da sich nicht genügend Spieler dazu finden werden. Und das ist sicher auch nicht im Sinne des Erfinders (des Staates), denn so werden die Steuereinnahmen aus online Poker geringer ausfallen als geplant.


Problem 2: Zu hohe Gebühren, um profitabel Pokern zu können

Ein zweiter grosser Nachteil ist, dass in Italien die Regierung Steuern auf den Turnier-Buy-Ins erhebt. Dies führt dazu, dass der Rake bei Turnieren deutlich über dem gewohnten Niveau liegt. Und wie wir wissen, sind die Gebühren der grösste Treiber der eigenen Profitabilität (des ROI). Sobald sich in Italien das spielerische Niveau auf den europäischen Durchschnitt erhöht hat, werden dort selbst die besten Spieler Mühe haben, im Poker überhaupt noch gewinnen zu können. Und das gleiche wird wohl für Estland gelten.

Die Lösung für die beiden Probleme

Es gibt einen Ausweg, der diesen Zielkonflikt (die Staaten wollen von ihren Bürgern  Steuern kassieren, die Spieler wollen vernünftige Gebühren bezahlen) löst:

Steuer bei der Einzahlung von Geld zu einem Pokerraum!

Es wäre viel besser, wenn die einzelnen Staaten bei der Einzahlung von Geld zu einem Pokerraum die hohle Hand machen würden. Eine solche Steuer würde vermeiden, dass sich der weltweite online Pokermarkt in hunderte einzelner (zu kleiner) Ländermärkte fragmentieren würde, die dann nicht mehr funktionstüchtig (zu wenig Spieler pro Limit/pro Turnier) wären.

Estland wird nicht das letzte Land gewesen sein, welches online Poker legalisiert. Ich hoffe aber, dass die Politiker in den nachfolgenden Ländern ein ganz wenig Verständnis fürs Pokerspiel aufbringen und erkennen, dass nationale Pokermärkte zu klein sind, um funktionieren zu können. Eine Steuer auf der Einzahlung könnte ihnen den gleichen Steuerzufluss bringen, ohne dass man online Poker regulatorisch zum Erliegen bringt.

12 Responses to Online Poker: Estland legalisiert das Pokern

  1. Herman sagt:

    Gute Zusammenfassung! Danke!

  2. Hugger sagt:

    „Es wäre viel besser, wenn die einzelnen Staaten bei der Einzahlung von Geld zu einem Pokerraum die hohle Hand machen würden.“

    Warum soll man vorab Steuern bezahlen?Jeder vernünftige Pokerspieler würde so einen Anbieter meiden,da gibt es elegantere Lösungen.

  3. Der Poker Profi sagt:

    Danke für Deinen Kommentar.
    Was wäre denn Dein Vorschlag einer „eleganteren Lösung“?
    Übigens zahlt man vielerorts die Steuern vorab. Treibstoffsteuer, Tabaksteuer, Alkoholsteuer etc sind schon im Verkaufspreis inbegriffen, sehe hier kein Problem.

    Ich bin der Überzeugung, dass die Gebühren beim Online Poker bereits jetzt zu hoch sind und primär deswegen weniger als 10% der Spieler überhaupt dabei Geld verdienen. Wenn der Staat bei jedem Pott oder Buy-In noch die hohle Hand macht, spielt niemand mehr profitabel Poker.

  4. Hugger sagt:

    Ich zeige mal nur ein grobes Gerüst auf wie es laufen könnte und unterstelle das es bei allen Anbietern gleich gehandhabt würde.
    Legalität vorrausgesetzt,müsste der Anbieter bei Cashouts einer Zentralstelle des Finanzamtes eine Nettogewinnmitteilung vorlegen.Diese zieht vorab wie bei der Quellensteuer einen gewissen Betrag ab und der Rest wird mit der Einkommenssteuer verrechnet.Für Spieler die während des Jahres nicht auscashen wird der Jahresnettogewinn übermittelt.
    Nachteil an diesem ganzen System ist,dass z.B. das sharen komplett tot wäre.Bliebe zu berücksichtigen wie Bonis und RB gewertet würden.Als SNE Grinder könnte man schnell im minus sein wenn,wie einige im letzten Jahr,einen nicht unerheblichen Verlust in Kauf nehmen um SNE zu werden und das Bahama Package zu nehmen.Das FA nennt so etwas vorweggenommenen Gewinn und für den Spieler entstünde eine Steuerschuld.Solange ich in England steuerfrei pokern kann und es keine EU-einheitliche Regelung gibt bleib ich in der Grauzone Deutschland.Will der Staat Steuern von mir oder die BR wird min. 6-stellig hau ich ab nach England und komm ein paar Jahre später mit sauberer Kohle zurück.

    Dein Beispiel hinkt übrigens denn ich bekomme Sprit oder Zigaretten als Gegenwert,während ich bei einem Deposit bereits dafür Steuern zahlen soll das ich überhaupt erst mal spielen darf.Hier bliebe unberücksichtigt ob man überhaupt Winningplayer ist und das widerspricht dem Grundsatz das man nur Steuern auf (Betriebs-)Gewinne zahlen muss.Im übrigen glaube ich nicht,das es sich lohnt für max.5% Winningplayer neue Steuergesetze zu verabschieden,das lohnt den Aufwand nicht.

    Gruss
    Hugger

  5. Der Poker Profi sagt:

    Danke für Deine Ausführungen.
    Ich sehe den Lösungsansatz, ausschliesslich Gewinne zu versteuern. Aber dazu müsste nicht eine Zentralstelle oder so geschaffen werden, sondern die Gewinne könnten ganz normal als Einkommen versteuert werden.
    Der Haken hier wäre, dass dann ausschliesslich die 5-10% Winning Player Steuern bezahlen. Das heisst auch, dass die Steuereinnahmen beim Staat um Faktor 10-20 geringer sind als bei gleichem Steuersatz für alle Spieler. Kommt hinzu, dass wenn man in einem Jahr Gewinne versteuern muss, man gerechterweise in einem Verlustjahr auch Steuerrückerstattungen auf Verluste erhalten müsste.
    Wenn man sagt, dass man Einzahlungen nicht besteuern will (was meiner Meinung nach immer noch der praktikabelste Weg wäre), dann müsste man bei den Pokeranbietern direkt ansetzen, so wie dies in Estland und Italien gemacht wird. Und diese schlagen die Steuern einfach auf den Rake hinzu, was das Spiel wiederum selbst für Profis unrentabel macht. Ein Teufelskreis…

  6. Hugger sagt:

    „Der Haken hier wäre, dass dann ausschliesslich die 5-10% Winning Player Steuern bezahlen.“

    Tut mir leid,ich kann deinen Gedankengang absolut nicht achvollziehen.In der freien Wirtschaft zahlen auch nur die Unternehmen Steuern,die einen Gewinn erwirtschaften.Übrigens,Grosskonzerne schaffen es,so gut wie keine Steuern zu bezahlen und ein kleiner Randomspieler soll bereits seine Einzahlung versteuern?Das wäre der Tod des Onlinepokerns und wir spielen wieder in Hinterzimmern,war übrigens nicht die schlechteste Zeit.

    Der Staat bräuchte Onlinepoker „nur“ zu legalisieren und steuerfrei zu stellen,die Mehreinnahmen wären enorm.Keiner müsste sich mehr Gedanken machen wohin er auswandert,es wird mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf geschleust und dadurch,das man sein Geld legal erworben hat kann man es anlegen und die Zinsen versteuern.

    MMn wird hier ein Fass aufgemacht wo keins ist.Es gibt einfach nicht genug deutsche Onlinepros das es sich für den Staat lohnt die zu schröpfen und wie schnell man hier weg ist weiss auch jeder.Leben und leben lassen sollte die Devise sein,das wäre mal eine echte win win Situation

  7. Der Poker Profi sagt:

    …also gar keine Steuern auf Online Poker erheben? Na dann teile ich Deine Meinung voll!
    Aber der jetzt von Italien und Estland eingeschlagene Weg ruiniert Online Poker: Nur nationale Player-Pools (anstelle weltweiter Player-Pools) führen dazu, dass es nicht mehr genügend Spieler pro Limit gibt und man gar nicht mehr auf höheren Limits Pokern kann. Ich spreche hier z.B. von Sit and Go’s mit einem Buy-In von 20$. Bereits bei diesen noch tiefen Limits gibt es nur auf den 4-5 grössten online Pokerräumen genügend Traffic, um 6+ Tische gleichzeitig zu spielen.

  8. Der Poker Profi sagt:

    Hugger – ich wollte mich noch für Deine Kommentare hier bedanken. Das ist erst die zweite „Diskussion“, die in meinem Poker Profi Blog in den Kommentaren entsteht. Und es freut mich, wenn sich jemand aktiv zum Inhalt äussert und seine eigenen Gedanken dazu darlegt.

  9. Hugger sagt:

    „Das ist erst die zweite “Diskussion”, die in meinem Poker Profi Blog in den Kommentaren entsteht.“

    Ja,wie der Zufall manchmal so spielt.Auf deinen Blog bin ich gestossen weil Leraner in einem PS.com Thread auf seinen Blog verwies und dort bist du ja verlinkt.

    In der aktuellen „Steuer“ Situation finde ich es eh mutig wenn ein Pokerspieler einen Blog betreibt,es sei denn du wohnst nicht in Deutschland.

    Sollen doch die Staaten von den Anbietern (moderate) Steuern erheben und die Spieler in Ruhe lassen.Pokerstars und Tony Blair waren sich ja vor ein paar Jahren auch einig diesen Weg zu gehen,nur wollte die Nachfolgeregierung den Steuersatz drastisch erhöhen und Stars hatte einen Rückzieher gemacht.

    Warum es nur ein paar Anbieter mit genügend Traffic gibt liegt für mich auf der Hand.Nimm mal als Beispiel Stars.Jedes Update bedeutet eine Verbesserung für den Spieler,gleiches gilt mit Einschränkungen für FT.Das Gegenstück ist z.B. Party,laufend Veränderungen zum Nachteil der Spieler.Und Randomseiten wie IPoker oder Ongame schaffen es nicht mal eine Software bereit zu stellen bei der man die Tischgrösse verändern kann.Jeder Spieler der vorankommen will schaut sich an was noch bessere Spieler anders/besser machen.Für die Anbieter gilt das leider nur sehr,sehr eingeschränkt bis überhaupt nicht.

  10. Der Poker Profi sagt:

    Ah, via ps.de… Da bin ich auch Member.
    Was sich die Software-Entwickler bei Pokerräumen leisten, ist ein Skandal – ich stimme Dir da voll zu. Ich habe das Drama um die Ongame P5-Engine live miterlebt. Ich war zwei Jahre lang treuer Ongame-Spieler, aber irgendgwann hat es mir dann wirklcih gereicht. Es ist in meinen Augen absolut unglaublich, wie Firmen, die >>100 Millionen Umsatz machen, Poker-Software im Einsatz haben, die voller Fehler ist und aussieht, als wäre sie aus dem letzten Jahrhundert. Schau Dir mal Videogames an – da sieht man, was heute machbar ist. Und dann kommen die Pokerräume mit schon fast pixliger Software und schaffen es z.B. nichteinmal, dass man den Tisch so rotieren kann, dass man immer am gleichen Platz sitzt.
    Oder Table -und Kartenlayouts. Es kann doch nicht sein, dass man in Foren nach Kartenlayouts suchen muss und diese selbst installieren muss…

  11. […] kleiner Nachtrag zu Artikel zu “In Estland wird online Poker legal“: Die Schweiz will private Pokerrunden legalisieren. Der Nationalrat hat in der […]

  12. Estland sagt:

    Aha, interessanter Artikel und Diskussion…
    Bin mal gespannt wie sich das Thema entwicklt in Estland und in den Medien.
    Und sowieso, schönes Blog ;)
    Grüße

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