Anonym Poker spielen – gut oder schlecht?

Vielleicht hast Du schon von dem Pokerraum Ladbrokes Poker gehört. Er ist zusammen mit über zwei Dutzend anderen Pokerseiten Teil des Microgaming Netzwerks. Dieses Poker-Netzwerk gehört zu den mittelgrossen Anbietern im online Poker Markt und rangiert gegenwärtig bei www.pokerscout.com auf Platz 10 der meistgenutzen Pokerseiten.

Die Entwickler dort haben sich etwas Besonderes einfallen lassen: Anonyme Tische. Die Gegner am Tisch sind also nicht mehr mit ihren Screennames wie „InstaCall“ oder „FischersFritz“ bezeichnet, sondern heissen nur noch „Player 2″ oder „Player 5″.

Sind solche anonymen Tische gut oder schlecht? Zur Beantwortung dieser Frage muss man sich zuerst überlegen, was anonyme Tische für Auswirkungen haben: Da man dort unerkannt spielen kann, funktioniert eine Statistik-Software wie der Holdem Manager nicht mehr. Auch kann niemand mehr die Stats bei Poker Table Ratings oder Sharkscope nachschlagen. Und selbst wenn jemand keine Computer-Tools mit Stats nutzt, so kann er selbst auch auf dem Papier keine Notizen mehr machen. Oder diese sind zumindest wertlos, sobald er den Tisch wechselt.

Anonyme Tische – gut oder schlecht?

Den grossen Vorteil aus solchen anonymen Tischen ziehen Spieler, die keine Stats nutzen. Sprich die Fische. Sie werden an den Cash Game Tischen nicht mehr durch Sharks verfolgt, und wenn sie bei einem Sit’n Go bereits lange vor der Bubble wild all-in gehen, weiss niemand, ob das ein Maniac ist oder ob der „Player 4″ tatsächlich ein Bomben-Blatt hält. Zudem kann auch kein Bekannter mehr die kumulierten Verluste im Web nachschlagen, was sicher ein weiterer Vorteil ist.

Als Nachteile sehe ich, dass man selbst keine Stats mehr online nachschlagen kann. Und es gibt sicher auch schlechte Spieler, die mal kurz bei Sharkscope nachschlagen, wie viel Geld sie in diesem Jahr schon verdonkt haben. Und dann gibt es eben noch die Spieler der „alten Schule“, die noch nie etwas von Poker Tracker oder Holdem Manager gehört haben und diesen eh nicht nutzen würden, weil sie über ein ausgefeiltes Karteisystem mit handgeschriebenen Notizen verfügen.

Edit: Ein weiterer Nachteil – danke für Deinen Hinweis Palikari! – ist, dass cheaten/botting schwieriger zu bemerken ist. Gerade der Bot Skandal bei PokerStars hätte ohne Spieler mit Stats nicht entdeckt werden können.

Ohne selbst dort gespielt zu haben, würde ich aber als Fazit sagen: Anonyme Tische sind gut für schlechte Spieler und schlecht für gute Spieler.

Was soll man nun tun, wenn man ein Winning Player ist und dort spielt? Soll man sich auf die nicht-anonymen Tische beschränken? Ich weiss nicht, ob das eine gute Idee ist. Denn ein Anfänger ist ziemlich dumm, wenn er sich nicht an einen der anonymen Tische setzt. So hat er einen gewissen Schutz vor den Regs. Und wenn diese Erfindung (die Kollegen von Microgaming haben das sogar als Patent angemeldet) rege genutzt wird, dann wird meiner Meinung nach das Spielniveau auf den normalen Tischen durch relativ mehr Regs ansteigen. Dann bleibt für gute Spieler bei Microgaming fast nur noch eines: Sich einen neuen Pokerraum zu suchen.

Tipp: Hier auf meiner Seite findest Du eine Liste mit den besten Bonus Angeboten für neue Pokerräume.

7 Responses to Anonym Poker spielen – gut oder schlecht?

  1. Palikari sagt:

    Anonyme Tische sind ideal für multi-accounter und cheater. Hier kann nur noch die Pokersite herausfinden, ob gecheated wird. Und AP/UB haben eindrucksvoll bewiesen, dass das leider nicht immer funktioniert.

    • Der Poker Profi sagt:

      Danke Palikari, ein ganz wichtiger Punkt! Ich habe meinen Beitrag oben angepasst. Collusion selbst wird dann zwar auch schwieriger (es benötigt Absprachen, um den „Freund“ am Tisch überhaupt zu erkennen), aber das Entdecken von Bots wird für die Spieler selbst de facto unmöglich.

  2. Verstehe ich deine Ausführungen richtig, dass du glaubst, dass ein Winning-Player derartig auf Unterstützung durch Software angewiesen ist, dass er an einem anonymen Tisch wo er selbige nicht nutzen kann nicht mehr Winning-Player sein wird?! Dann wäre diese neue Ausrichtung mit anonymen Tischen doch zu begrüßen, weil diejenigen die wirklich spielen können, nun im Vorteil sind.

    Allerdings – und da sind wir uns 100% einig – wird es dazu führen, dass dem Einsatz von Bots (du hast den aktuellen Fall bei Full Tilt leider nicht angesprochen, wo über 1000 Bot-Accounts gesperrt wurden) Tür und Tor geöffnet wird.

    Und Collusion ist doch durch die Kommunikation über Skype & Co. und den Einsatz von mobilen Internetzugängen eh kein Problem.

    • Der Poker Profi sagt:

      Hallo Gentleman

      Danke fürs Deine Meinung dazu.
      Ich sehe es so: Reads sind auch im online Poker wichtig. Falls Du live spielst – setzt Du Dich lieber an einen Tisch mit 9 Fischen oder an einen Tisch mit 9 Profis? Und Reads erhält man unter anderem mit Stats.
      Natürlich, der Hobby-Spieler, der auf Stars nur an einem einzigen Tisch spielt und eine Stunde im Monat etwas zockt, wird unterhalb des Radars der starken Spieler bleiben. Aber die Spieler, die mit Pokern Geld verdienen wollen und 6, 8, 12 oder mehr Tische spielen, begehen einen Fehler, wenn sie keine Stats-Software nutzen. Denn was verlierst Du beim Mulittabling und warum sinkt der Gewinn pro Tisch mit jedem zusätzlichen Tisch? Weil Du immer wie weniger Informationen über die Gegner hast. Und Poker ist ein Spiel mit unvollständigen Informationen, und da ist es immer noch besser, zu wissen, z.B. welche Spieler 50% der Hände und welche nur 5% der Hände spielen als wenn Du überhaupt nichts weisst.
      Den Fall zu FTP hatte ich noch nicht mitbekommen, danke für den Hinweis. Und klar ist Collusion mit Skype etc einfach möglich, da hast Du recht. Was ich meinte ist, dass es im grossen Stil an anonymen Tischen schwierig wird: Wie sollen sich 50 Chinesen absprechen, wer wen schonen soll an den Double or Nothing Tischen, wenn sie die Screennames nicht kennen?

  3. Torsten sagt:

    Hallo,

    also das mit den Chinesen könnte ,wenn ein Chat vorhanden ist an den Tischen ja so aussehen…

    Huhu ich bin es Hub Kei Pfeng Chinese Nummer 3 usw!
    Hub Kei Pfeng ist im übrigen der Chinese Finanzminister, umgangssprachlich auch „Habe keinen Pfennig“ genannt!

    (Torsten – ich habe Deinen Kommentar wie gewünscht betr. Rechtschreibung editiert ;-)

  4. Torsten sagt:

    Editieren geht ja verständlicherweise leider nicht daher.Kann mal bitte jemand das überflüssige n in Finanzminister streichen und dann kaufe ich mir ein s für umgangssprachlich…man,man,man!Warum fällt mir das vorher nicht auf?!

    Sorry wegen dem gespamme.

    Noch kurz was zum Thema.
    Es wird sich glaube ich früher oder später zeigen wie gut oder schlecht das anomyme spielen sein wird.Sollte es dort einen Zuwachs geben lockt es wohl viele an.Für unerfahrene oder Fische hat es sicher seine Vorteile aber auch für andere negativ behaftete Themen ala Betrug.Ich für mich bevorzuge zuwissen gegen wem ich spiele um mich von einigen Experten auch bewusst fernhalten zukönnen.Sonst hätte ich wohl statt 17$ Minus in 5k gespielten Händen im Cashgame,wohl einiges mehr an Minus.Zum Glück funktionieren bzw liegen mir SNG eindeutig besser.Da lässt sich das gut wieder ausgleichen…leider produziert man dort allerdings auch nur weniger VPP und FPP die ja schon letztes Jahr wieder gesunken sind.Werden es dieses Jahr noch weniger…

    • Der Poker Profi sagt:

      Hallo Torsten
      Ja das kenne ich mit dem weniger spielen :(
      Trotzdem würde ich mich noch als „Shark“ bezeichnen und würde es deswegen nicht gerne sehen, wenn „mein“ Pokerraum anonyme Tische anbieten würde. Selbst daran spielen käme nicht in Frage (dann könnte ich keine Stats mehr nutzen und nicht mehr so gut multitablen). Und ich bin mir sicher dass der Fisch-Anteil an den anonymen Tischen höher ist. Auch wenn die meisten schlechten Spieler nicht darauf achten – ich kann mir nicht vorstellen, dass ein starker Spieler an einem anonymen Tisch spielen würde.

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